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Zwang und Freiheit im Schicksal des Einzelnen
1991

Das Medizinstudium und die anschließende Spezialisierung auf Psychiatrie an der Universität führten Buxbaum dazu, sich mit der Geschichte des Fachgebiets auseinanderzusetzen.

Das Werk „Zwang und Freiheit im Schicksal des Individuums“ ist inspiriert von den theoretischen Schriften von Cesare Lombroso (1835–1909), der die Physiognomie von Kriminellen untersuchte und vorschlug, sie anhand ihres Erscheinungsbildes in psychologische Typen einzuteilen. Diese Studie wurde weiterentwickelt vom ungarischen Psychiater, Psychoanalytiker und Psychopathologen Leopold Szondi (1893–1986), einem Schüler Sigmund Freuds, der 1956 eine Theorie namens „Genotropismus“ aufstellte. Diese erkennt den deterministischen Einfluss von Genetik und familiärem Erbe an, betont jedoch zugleich den menschlichen Handlungsspielraum – die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen und ererbte Tendenzen zu überwinden. Szondi untersuchte Patienten in psychiatrischen Kliniken und fotografierte deren Gesichter. In seinem Buch „Zwang und Freiheit im Schicksal des Individuums“ schlug er ein Testverfahren auf Grundlage dieser Fotografien vor. Dieser projektive Persönlichkeitstest bestand darin, Fotografien von Personen mit sichtbaren psychiatrischen Diagnosen auszuwählen. Die Wahl der Teilnehmenden sollte unbewusste Vorlieben oder Abneigungen offenbaren, die mit vererbten Eigenschaften oder Trieben in Verbindung stehen. Die Testperson erhielt 48 Karten mit Porträts psychiatrischer Patienten: Schizophrene, Manische, Depressive, Epileptiker, aber auch Homosexuelle. Die Testperson teilte diese in zwei Gruppen ein: sympathisch und unsympathisch. Die „sympathische“ Gruppe sollte die Psyche der Testperson widerspiegeln und Einblick in ihre Persönlichkeitsstruktur geben. Der Test wurde bis in die 1990er-Jahre angewandt, obwohl die Annahmen sowohl theoretisch als auch empirisch widerlegt wurden.

Buxbaum faszinierte einerseits der Ausdruck dieser Gesichter in dem veralteten Test, andererseits der medizinische Missbrauch des Porträts – des vielleicht „heiligsten“ künstlerischen Formats. Das Gesicht, der Spiegel der Seele, wurde in der Physiognomie und später in Rassentheorien dazu benutzt, Menschen zu bewerten und über ihr Schicksal zu entscheiden.

1990 wählte Buxbaum 16 Gesichter aus und ließ sie in Plakatform drucken. Er nannte dies „meinen eigenen Lombroso-Test – mein psychologisches Profil“, den er für Installationen nutzte. Im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie U Řečických führte er eine großangelegte Plakatkampagne durch und brachte über 3.000 Plakate in der ganzen Stadt an. Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer gab es in Prag noch wenig Werbung im öffentlichen Raum. Die Plakate enthielten keinen Text, keinen Hinweis auf ihren Zweck. Die Medien berichteten, es könnte sich um mährische Politiker handeln, bis jemand vom Szondi-Institut den Ursprung der Bilder enthüllte. Daraufhin wurde Buxbaum als „psychologischer Terrorist“ angegriffen. Er hatte jede weitere Verwendung des Szondi-Tests vereitelt, da seitdem jeder die Gesichter kannte. Es war die erste künstlerische Plakatkampagne in Prag.

Das Medizinstudium und die anschließende Spezialisierung auf Psychiatrie an der Universität führten Buxbaum dazu, sich mit der Geschichte des Fachgebiets auseinanderzusetzen.

Das Werk „Zwang und Freiheit im Schicksal des Individuums“ ist inspiriert von den theoretischen Schriften von Cesare Lombroso (1835–1909), der die Physiognomie von Kriminellen untersuchte und vorschlug, sie anhand ihres Erscheinungsbildes in psychologische Typen einzuteilen. Diese Studie wurde weiterentwickelt vom ungarischen Psychiater, Psychoanalytiker und Psychopathologen Leopold Szondi (1893–1986), einem Schüler Sigmund Freuds, der 1956 eine Theorie namens „Genotropismus“ aufstellte. Diese erkennt den deterministischen Einfluss von Genetik und familiärem Erbe an, betont jedoch zugleich den menschlichen Handlungsspielraum – die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen und ererbte Tendenzen zu überwinden. Szondi untersuchte Patienten in psychiatrischen Kliniken und fotografierte deren Gesichter. In seinem Buch „Zwang und Freiheit im Schicksal des Individuums“ schlug er ein Testverfahren auf Grundlage dieser Fotografien vor. Dieser projektive Persönlichkeitstest bestand darin, Fotografien von Personen mit sichtbaren psychiatrischen Diagnosen auszuwählen. Die Wahl der Teilnehmenden sollte unbewusste Vorlieben oder Abneigungen offenbaren, die mit vererbten Eigenschaften oder Trieben in Verbindung stehen. Die Testperson erhielt 48 Karten mit Porträts psychiatrischer Patienten: Schizophrene, Manische, Depressive, Epileptiker, aber auch Homosexuelle. Die Testperson teilte diese in zwei Gruppen ein: sympathisch und unsympathisch. Die „sympathische“ Gruppe sollte die Psyche der Testperson widerspiegeln und Einblick in ihre Persönlichkeitsstruktur geben. Der Test wurde bis in die 1990er-Jahre angewandt, obwohl die Annahmen sowohl theoretisch als auch empirisch widerlegt wurden.

Buxbaum faszinierte einerseits der Ausdruck dieser Gesichter in dem veralteten Test, andererseits der medizinische Missbrauch des Porträts – des vielleicht „heiligsten“ künstlerischen Formats. Das Gesicht, der Spiegel der Seele, wurde in der Physiognomie und später in Rassentheorien dazu benutzt, Menschen zu bewerten und über ihr Schicksal zu entscheiden.

1990 wählte Buxbaum 16 Gesichter aus und ließ sie in Plakatform drucken. Er nannte dies „meinen eigenen Lombroso-Test – mein psychologisches Profil“, den er für Installationen nutzte. Im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie U Řečických führte er eine großangelegte Plakatkampagne durch und brachte über 3.000 Plakate in der ganzen Stadt an. Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer gab es in Prag noch wenig Werbung im öffentlichen Raum. Die Plakate enthielten keinen Text, keinen Hinweis auf ihren Zweck. Die Medien berichteten, es könnte sich um mährische Politiker handeln, bis jemand vom Szondi-Institut den Ursprung der Bilder enthüllte. Daraufhin wurde Buxbaum als „psychologischer Terrorist“ angegriffen. Er hatte jede weitere Verwendung des Szondi-Tests vereitelt, da seitdem jeder die Gesichter kannte. Es war die erste künstlerische Plakatkampagne in Prag.